Unsere letzte lange Busreise begann wie so häufig am... Viazul Busterminal. Und wie meistens warteten wir. Und lange bevor die Offiziellen am Schalter über das erneute Buschaos informierten oder davon wussten, kamen Touristenfänger in die Wartehalle, um Leute für ein Collectivo Taxi zusammenzubringen.
In Baracoa wurden wir in einen topmodernen Bus der Gesellschaft für regionale Verbindungen gesteckt. In „Alto de Collina“ - auf der Passhöhe der Strecke nach Guantanamo - mussten wir auf den ursprünglichen Bus umsteigen. Bei diesem war die Heckklappe weit geöffnet, die beiden Chauffeure füllten eifrig Kühlwasser nach und eine dunkelschwarze Wolke zeugte davon, dass der Motor wieder lief. Er hatte eine Panne und konnte nicht bis nach Baracoa runter. So ging die Reise. Noch etwas abenteuerlicher weiter. Als dann leichter Rauch und ein beissender Gestank unseren mitreisenden zwei Chinesen nicht mehr geheuer war, fragte der eine mit weit aufgerissenen Augen: „Bad smell?! Bad!“ Leider konnten wir auch nicht mehr tun. Ab und zu hielten wir kurz an und die beiden Chauffeure füllten zehn Liter Wasser nach. Als wir die grossen Steigungen hinter uns gelassen hatten, entspannte sich die Situation, der Rauch verschwand und wir hofften, den Anschlussbus in Santiago de Cuba doch noch zu schaffen. Natürlich war der Optimismus des einen Fahrers nicht ganz kongruent mit der durch uns errechneten Ankunftszeit. Wir stiegen dann von unserem Bus am Standrand um - mitten auf der „Plaza de Revolución“. Und so,kam es, dass wir glücklicherweise nicht den Bus, welcher zwei Stunden später unser Fallback gewesen wäre, in Anspruch nehmen mussten. Dank einem Schlummi (Rum, what else...) holperten wir entspannt durch die Nacht.
Am Ziel nahm uns der Eigentümer der Casa um 7:30 persönlich in Empfang. Er war überpünktlich und wartete mit dem Auto seines Vaters, einem Renault Jahrgang 1957, auf uns. Krasses Teil.
In der Casa gab´s dass gewohnt leckere Frühstück und nach einer Stunde ausruhen machten wir uns auf zur Zigarrenfabrik. Die Eintrittskarten konnten wir leider nicht dort kaufen, dazu mussten wir in die Stadt. Mit unseren für je CUC 4 erstandenen Billetten liessen wir uns den Prozess der Herstellung von Cohibas und Montecristos erklären. So spannend. Und es duftete herrlich nach einem frischen Tabäkli.
Danach mussten wir natürlich den Vorrat noch auffüllen.
Anschliessend wanderten wir kreuz und quer durch die Stadt. Zum Monument des entgleisten gepanzerten Zuges, zur „Plaza de la Revolución“ mit dem Denkmal vom Ernst „Che“ Guevara und ins Zentrum der Stadt.
Santa Clara ist eine typische kubanische Stadt mit den üblichen bekannten Einrichtungen. Staatliche Lebensmittelläden, die unzähligen Apotheken, der Telekomshop der ETECSA. Alles da. Die ehemaligen Villen haben leider ziemlich den Lack ab, dennoch wirkt die Kulisse nicht so zerfallen wie die der Hauptstadt. Die Stadt ist sauber und ordentlich. Vor allem am Morgen. Leider lassen die Kubaner aber auch hier gerne Zigarrenpäckchen und kleineren Abfall einfach fallen.
Durch eine Kaltfront, welche das Ende der Regenzeit und somit des Sommers hier angekündigt hatte, war es deutlich kühler als die letzten Tage. Gut für uns, so konnten wir für einmal auf eine Klimaanlage verzichten.
Wir wollten unseren letzten Abend bei einem feinen Essen in der Stadt so richtig geniessen. Unser Dueño gab uns allerlei Tipps mit auf den Weg. Beim Italiener „O sole mio“ in Gehdistanz traten wir ein, die Karte hatte uns gwundrig gemacht. Aber hoppla. Kein Mojito! Auch sonst keine Drinks oder Wein. Dann halt doch ein Panaché. Wir bestellten „Vitello Tonnato“ (mit Cerdo). Leider ausgegangen. Caprese? „Tenemos solo tomates muy pequeños y verdes. ¡Disculpe!“ meinte die Kellnerin. Ja dann einen Salat mit Früchten und Gemüse? Wir blieben beim gemischten Vorspeisenteller und es kam ein Plättli à la Cubana: Staatskäse Machart „Gouda“, Staatswurst vom Typ „Chorizo“ mit Soja, Staatswurst à la „Perro Caliente“ (ein Pouletwürstli) und Staatswurst vom Typ „Mortadella“. Leider ohne Brot. So tranken und assen wir und waren gespannt wie zwei Flitzebogen, wie die Raviolis wohl daherkommen werden. Und siehe da, auch die Hauptgänge waren eine grosse Enttäuschung. Andreas bekam perfekt nachgekochte Büchsenravioli. Die waren sicher frisch zubereitet, aber geschmacklich fehlte die Raffinesse. Priscaˋs „Crema“ Variante war zu gut durchgekocht und im Gegenteil zu meinem Gericht geschmacklich sehr neutral gehalten. Wir bestellten la cuenta und freuten uns, im nächsten Restaurant was besseres zu erleben.
Im Restaurant „El Gobernador“ ein ähnliches Trauerspiel. Die Minen der wenigen anwesenden Gäste, die verlumpte Speisekarte und die fehlenden Preise am Eingang dieses kubanischen Restaurantes verhiessen nix gutes. Wir machten auf unseren Absätzen rechtsumkehrt (Prisca kehrte linksrum) und weiter ging es. Wir wollten nun nur noch einen Mojito. Kaum zu glauben, dass die für ihre „Herba bueno“ (Pfefferminze) bekannte Bar keine Kräuter hatte für den Mojito. Dann halt nebenan, im Restaurant „La Bodeguíta“? Tatsächlich! Die beide Mojitos hoben unsere Stimmung aber nur wegen dem Alkohol an. Wir hatten schon einige bessere. Auch auch hier war keine Menschenseele. Nach einem letzten Stadtbummel setzten wir uns ernüchtert für einen Capuccino in das Kaffee eines grossen Hotels am Hauptplatz. Wir schauten noch etwas dem Treiben zu und gingen dann vor unserem Reisetag früh zu Bett.
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