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Roadtrip - Tag 18 - 21 (Chiloé, Volcán Osorno y Aguas Calientes)

Tag 18 - Chaitén - Quellón, Isla Grande de Chiloé (49 km + 4 1/2 h Fähre)


Als wir aufstanden, lag ein dichter Nebelschleier über der Bucht. Kaum waren wir mit unserem Frühstück fertig, begann sich das feuchte Nass zu lichten und wir sahen die ersten Seelöwen in Richtung Süden schwimmen - und es kamen immer mehr.


Nach einem kurzen Abstecher zur Fährgesellschaft wussten wir mit Gewissheit, dass die angekündigte Verspätung kein schlechter Scherz war. Wir düsten nochmals zum Strand der heiligen Barbara und verbrachten die Zeit bis kurz vor 14 Uhr mit Seelöwen beobachten, Blog schreiben und basteln.

Es war das erste Mal, dass wir Seelöwen beim Jagen sahen und riesige Fische durch die Luft schleuderten - was für ein Spektakel!

Wicki wurde tatsächlich zum angekündigten Zeitpunkt auf die Fähre verfrachtet. Eine lange Reise zur Isla Grande de Chiloé stand bevor, und weil es draussen immer noch kühl und grau war, zogen wir es vor, auf einem der bequemen Sitzplätze mal wieder eine Netflix Folge einer spanischen Krimiserie reinzuziehen. Dazu genossen wir ein Stück Kuchen de noices - ja die Chilenen hier sagen auch Kuchen. Ausgesprochen wird es einfach wie Kutschen. Ha, ha, ha...

Zwischendurch warf Prisca vom Fensterplatz aus einen Blick auf das spiegelglatte Meer, in der Hoffnung, einen Wal zu erspähen. Doch leider sahen wir nur Walholz an uns vorbei treiben


Nach bereits viereinhalb Stunden liefen wir - vorbei an einem Leuchtturm der vermutlich nicht mehr leuchtet - in den kleinen Hafen von Quellón ein.

Zu früh, aber wir waren dankbar, denn wir mussten ja noch einen Platz für die Nacht finden. Nach einem Grosseinkauf wurden wir direkt neben der hübschen kleinen Kirche von Trincao (6 km ausserhalb von Quellón) am Strand fündig, kochten einen leckeren Risotto mit scharfer Wurst und legten uns danach zügig in unseren warmen Schlafsäcke.


Tag 19 - Quellón - Isla Lemuy - Parque Nacional de Chiloé  (199 km)

Die Holzkirchen vom Chiloé


Als wir am Morgen aus der Schiebetür schauten, stellten wir zu unserer Verwunderung fest, dass die Sonne schien. Das will was heissen hier auf Chiloé, denn hier regnet es 300 Tage im Jahr und der Wetterbericht hatte bewölkt und Schauer gemeldet - vielleicht kam es später noch?

Wir frühstückten gemütlich und machten uns auf den Weg, einige der 150 Holzkirchen, für welche Chiloé bekannt ist und von denen deren 16 als UNESCO Weltkulturerbe gelten, zu erkunden.


Zuerst mussten wir zurück nach Quellón, wo wir noch unseren Benzinkanister auffüllten. Auf dem Weg dahin hatten wir bereits ein sehr hübsches Exemplar einer Holzkirche gesehen.

Kurze Zeit später folgte eine weitere...

Wir folgten ein gutes Stück der Ruta 5/Panamericana und bogen danach in die W-753 bis nach Chonchi ein. Hier war sie, die Iglesia Nuestra Señora del Rosario.

Wir nahmen die W-853 bis kurz vor Pucatué, genauer Huicha, um auf die Isla Lemuy zu gelangen. Mit der Fähre der Naviera Puelche (www.navierapulche.cl), welche bis abends um 22.30 Uhr im Viertelstundentakt fährt, setzten wir nach Chulchuy über und nahmen die nächste Kirche ins Visier. Kosten: CLP 2‘600 für unseren Wicki (Autos bezahlen CLP 2‘100).

In Ichuac fotografierten wir die Iglesia Natividad de Maria, welche ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Leider war sie geschlossen.

Wir folgten dem Verlauf der Strasse bis nach Puqueldón, wo wir eine weitere geschlossene Kirche vorfanden. Wir genossen jedoch kurz die Aussicht vom Mirador Vista Hermosa und sammelten von den Sträuchern gleich neben der Kirche Brombeeren.

Unsere Kirchentour führte weiter auf dem Circuito Iglesias de Chiloé (W-631) nach Aldachildo - einem kleinen Fischerdorf - und zur Iglesia Jesus Nazarerno - wir standen wieder vor verschlossenen Türen: „Cerrado“, meinte der Mann encarcado, als wir ihn anriefen. Nieselregen setzte ein und es zogen immer mehr und dichtere Wolken auf.

Eine 6 km lange holperige und hügelige Strasse war der Weg nach Puchilco, wo ebenfalls eine hübsche kleine Kirche steht - und ja, sie war natürlich geschlossen. Dafür blinzelte just für das Foto die Sonne durch die Wolkendecke.

Auf unserer Weiterfahrt nach Detif haben wir zuerst eine ältere einheimische Frau mit Hammer ein Stück mitgenommen und danach Monica aus Paraguay, die auf der Suche nach einer Tienda war, um Zigaretten zu kaufen. In Detif öffnete José Carlos die Pforten der Iglesia Santiago Apóstol für uns.

Da die erste Strasse links weg nach Liucura wegen einer Brücke en reparación unterbrochen war, nahmen wir die zweite und probierten unser Glück. Und das hatten wir, denn als wir nach dem Kirchenfoto wieder ins Büssli stiegen, sahen wir Delphine durch die Bucht schwimmen!

Nun stand noch die letzte Kirche in San Augustín auf dem Programm. Die Iglesia San Augustín hatte ihre Tore zufällig während der Renovation offen, so konnten wir einen Blick ins blaue Innenleben der grünen Kirche werfen.

Immer wieder auf unserer Inselrundfahrt hat uns die Landschaft an die Schweiz erinnert, speziell jedoch auf dem Rückweg zur Fähre. Übrigens schien die Sonne wieder. Auf der Insel wird zudem viel Landwirtschaft betrieben und immer wieder sieht man gescheckte Kühe, Schafe sowie Schweine in den Vorgärten der für die Gegend typischen Stelzen-Schindel-Häuser.

Am späteren Nachmittag gondelten wir gemütlich mit der Fähre zurück auf die Isla Grande und fuhren in Richtung Cucao zum Parque Nacional de Chiloé im Westen der Insel. Schon den ganzen Tag lang hatten wir uns über die gut ausgebauten Strassen gefreut, aber auch gewundert. Und zu unserer grossen Überraschung hatten wir bis zum Park immer noch frisch geteerte Strassen. So waren wir in der Hälfte der Zeit dort.


Wir schlugen unser Lager im Eco Camping Costa Pacifico, nahe des Parkeingangs auf, Kosten: CLP 5‘000 pro Person, dafür wieder einmal warm Duschen. Andreas heizte zum ersten Mal unseren kleinen Grill ein. Während unser Fleisch garte, verarbeitete Prisca die gesammelten Brombeeren zu Konfitüre. Weiter gab es zum Fleisch (Lomo Vetado) Zucchetti, den restlichen Risotto und einen Gurken-Tomaten-Bluecheese-Salat.


Die Abendstimmung war mit den Wolken schön dramatisch. Und als es immer kühler wurde, gönnten wir uns die lang ersehnte Düsche.


Tag 20 - Parque Nacional de Chiloé - Castro - Ensenada/Sunset Beach  (289 km)


Heute schnallten wir uns mal wieder die Wanderschuhe um. Im Park gibt es zwei grosse mehrtägige Hikes und mehrere gut ausgebaute, informative kurze Pfade. Diese liessen sich in drei Stunden bewältigen, meinte der Chico an der Rezeption des Campingplatzes.


So stiefelten wir direkt vom Campingplatz aus los, hinunter ans Meer. Die Brandung des Pazifik prallte mit voller Wucht auf den Strand und eine Kuh fand das wohl ganz toll. Sie spazierte am Strand entlang.

Die Pfade sind als Lehrpfade gedacht. An verschiedenen Stellen wurde uns auf dem Weg vom Strand zu den Dünen erklärt, wie Dünen entstehen und wie sich vom Meer weg die Vegetation in mehreren Stufen verändert. Viele Vögel schwirrten um unsere Köpfe und die grüne waldartige; feuchte und wilde Umgebung mit vielen Farbigen Blüten gefiel uns sehr.

Zwischendurch erblickten wir noch ein paar kleinere Tierchen...

Ein weiterer Pfad führte innerhalb des Parkes zuerst an einer kleinen Ausstellung vorbei. Historische Alltagsgegenstände, das typische chilenische Haus Fogón und vieles mehr wurde erklärt. 

Tatsächlich waren wir nach etwas mehr als drei Stunden durch und machten uns nach einigen Salamiruggeli mit Brot auf die Socken in Richtung Castro, der Hauptstadt in der Mitte der Insel.

Auf dem Weg dahin nehmen wir noch zwei Kirchen mit: die Iglesia San Antonio in Vilupulli und dir Iglesia Nuestra Señora de Gracia in Nercón.

Castro überzeugte nicht und auch die abgeschlossene gelbe Iglesia San Francisco, für einmal mit zwei Türmen - war von aussen nicht sehr spektakulär.

In Dalcahue legten wir ebenfalls noch einen Stopp ein, denn da befindet sich die bisher einzige weisse Holzkirche die Iglesia Nuestra Señora de los Dolores. Und davor sassen sie, die ersten drei Hexen, welche versuchten, ein paar Backpackern die Zukunft aus der Hand zu lesen. Über und um die Insel gibt es viele Sagen und Mythen rund um Hexen, Trolle und Waldgeister und Geschichten von Seeungeheuern und Geisterschiffen...

Das Fischerdorf selbst ist hübsch und würde eigentlich mit seinen süssen Kaffees/Restauräntli zum verweilen einladen - doch wir zogen weiter bis nach Chacao, wo wir gerade rechtzeitig ankamen um auf die Fähre von Cruz del Sur zu fahren. Im Gegensatz zum schwarzen Mitsubishi Pick Up, welcher uns und andere waghalsig überholte und dann kurz vor dem     Boarding von den chilenischen Carabineros mit der Speedpistole erfasst und rausgenommen wurde! Die Überfahrt nach Pargua dauerte knapp 30 Minuten und kostete CLP 15‘900, was wir sehr okay fanden.

Weiter ging unsere Fahrt an Puerto Montt vorbei; und das auf einer richtigen Autobahn mit Sicht auf die beiden mächtigen Vulkane Osorno und Calbuco. Wicki vermochte jedoch nicht schneller als 110 zu fahren. In Puerto Varas verliessen wir die Autobahn in Richtung Ensenada mit dem Ziel Vulkan Osorno.


Die Autobahn ist übrigens kostenpflichtig:  CLP 2’050, 700 + 600. Und das Benzin kostet hier endlich nicht mehr CLP 900 pro Liter (so gegen CHF 1.35) sondern weniger als CLP 800.

Wieder einmal führte uns die iOverlander App zu einem Weltklasse Wild Camping Spot direkt am Lago Llanquihue - Sunset Beach. So parkierten wir Wicki direkt an den kleinen Steinstrand, versteckt zwischen herrlich duftenden Eukalyptusbäumen. Der Sonnenuntergang war übrigens auch fantastisch.

Für einmal konnte Andreas dem Füürlen widerstehen und wir kochten uns etwas leckeres im Inneren des Wickibus, denn draussen wurde es einmal mehr langsam frisch.

Tag 21 -  Volcán Osorno - Aguas Calientes - Entre Lagos (189 km)


Am Vortag hatte Andreas ein paar Details zum Vulkan Osorno nachgelesen. Dieser verfügt über ein kleines Skigebiet, welches jedoch auch das ganze Jahr für Wanderer offen ist. So machten wir uns gleich nach einem Kaffee an unserem Privatstrand auf die Socken. 

Beim Parkplatz an der Talstation des schon etwas in die Jahre gekommenen Sesselifts angekommen, sah alles extrem geschlossen aus. Es war ja auch erst halb zehn. Wir stellten also unser Tischli auf und frühstückten erst einmal herzhaft - wer kann das schon sagen, er habe am Fusse eines Vulkans gefrühstückt - MIIIIIR!

Ab 10.30 Uhr kam dann etwas Leben in die Talstation, der Sessellift begann sich zu drehen und ein paar wenige Autos rückten an. Wir kauften uns die Tickets für die beiden Lifte, CLP 16’000 pro Person, und schon ging's los. Wir setzten uns auf die klapprigen Sesseli der Schweizer Firma Wälter Städeli, Oetwil am See (WSO), und gondelten im Schneckentempo den Vulkan hinauf - gefreut haben wir uns wie kleine Kinder und waren mächtig stolz, auf einem Schweizer Qualitätsprodukt hochzugondeln.

Ein Mitarbeiter zeigte uns Schweizern stolz die Liftanlage und wir erklärten ihm alle deutschen Begriffe der Steuerungsanlage der Firma Frey AG, Stans. 

Oben angekommen, wurden wir vom Gletschtertrekkingpfad zurück gepfiffen, dieser sei geschlossen, da zu gefährlich - obwohl man uns unten gesagt hatte, er sei offen. Na ja, so wanderten wir zu den anderen beiden Aussichtspunkten und genossen den Blick auf den Lago Llanquihue und den Vulkan Calbuco.

Bei der Mittelstation besuchten wir noch den Crater Rojo und fuhren mit dem Sässeli wieder nitzi.

Nach einem Kaffee und die Wasserreserven aufgefüllt zogen wir weiter. Wir folgten der kurvige Strasse der Ruta 5/U-55-V entlang dem Lago Llanquihue und genossen die traumhafte Gegend mit dem Vulkan im Rücken. Zunehmend wurde es um uns schweizerischer und schweizerischer; riesige Felder, Acker, Kühe rechts und Schafe links. Wenn zwischendurch nicht wieder ein Feld voller fressender Ibis gewesen wäre, hätten wir nicht mehr gewusst das wir in Chile sind. Nach ungefähr 40 km bogen wir rechts ab auf die U-981-T in Richtung Entre Lagos. Die Strasse erinnerte uns nun an Südafrika, denn sie führte durch künstlich angelegte Eukalyptus Wälder.


Unser heutiges Ziel war Aguas Calientes, wo sich gemäss Lonley Planet auch eine Möglichkeit mit gratis Zutritt zu den heissen Quellen befindet.


Am kurzen Stück des Lago Rupanco entlang, sieht man noch einmal den Vulkan Osorno sowie den Vulkan Puntiagudo. In Entre Lagos haben wir unsere Früchte, Gemüse und Brotreserven im einen kleinen Spermercado aufgefüllt. Dieser hatte sogar noch drei gefrorene Schweinskottlets für uns, um unseren Weiswein zu kühlen! Und weiter ging‘s entlang des Lago Puyehue auf der Suche nach den heissen Quellen.


Schon kurz darauf erreichten wir den Parque Nacional de Puyehue und mitten drin die Aguas Calientes. Wir informierten uns kurz beim Eingang bei der Conaf (Rangerstation), stellten Wicki an den Strassenrand und umgingen so den kostenpflichtigen Parkplatz der Terme. Wir liessen uns den Weg entlang des Flusses erklären, wo sich das nasse Heiss befindet - gleich nach einer Brücke nach 80 m befinden sich ein paar von Menschenhand erstellte dampfende Löcher im Kies des Flusses. So stiegen wir zu den paar wenigen Einheimischen ins Wasser und badeten uns schrumplig.


Da es uns sonst nicht all zu gut gefiel in diesem Park - mit überteuerten Campings - beschlossen wir uns wiederum ein Wild Campingplatz am Lago Puyehue zu suchen. Auf dem Weg zauberte die Natur wieder einmal farbenprächtige Regenbögen für uns.

In Entre Lagos wurden wir fündig - einen Platz direkt am See und wir hatten erst noch zwei, zeitweise drei, Wachhunde. Zur Belohnung teilten wir unsere Spaghetti al Tonno mit ihnen.

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